Was wünschen wir uns, wenn wir viel zu tun haben? Freizeit! Was wünschen wir uns, wenn wir nichts zu tun haben? Eine erfüllende Aufgabe!
Woran erkennen wir eine erfüllende Aufgabe? Begeisterung für die Sache.
Kann "nichts zu tun zu haben" eine begeisternde Sache sein?
Ja - für denjenigen, der sehr viel zu tun hat.
Nein - für denjenigen, der nichts zu tun hat.
So scheint bei der Suche nach den persönlichen Werten meine Lebenssituation einen entscheidenen Einflussauf meine Befindlichkeit zu haben.
Wenn ich jeden Tag einen 30 minütigen Weg zur Arbeit habe und jetzt im home office zuhause sitze, spare ich mir eine Stunde Fahrt und die Parkplatzsuche. Wenn ich ein eigenes Büro zuhause habe, fühle ich mich besser als am Arbeitsplatz.
Wenn ich drei Kindergartenkinder zuhause habe, die mit mir spielen wollen, während ich eigentlich arbeiten soll, ist das home office eine Belastung und ich wäre froh, zur Arbeit fahren zu können, auch wenn ich dafür eine Stunde pro Tag, also 5 Stunden in der Woche, im Auto sitzen muss.
Der Regenschirm hat bei herrlichem Wetter für mich nur dann einen Wert, wenn ich ihn zum Sonnenschirm umgestalte. Wenn ich auf diese Idee nicht komme ist er nutzlos.
Was Einschränkungen mit Möglichkeiten zu tun haben oder warum Perspektivwechsel ganz einfach sein kann
Corona-Einschränkungen bieten die Möglichkeit, meine Lebenssituation aus einem Blickwinkel zu betrachten, den ich freiwillig niemals eingenommen hätte.
Eine Möglichkeit ist nicht zwingend eine Aufforderung zur Umgestaltung.
Ich kann auch darauf verzichten, diesen Perspektivenwechsel durchzuführen und darauf warten, dass die Einschränkungen wieder aufgehoben werden.
Falls ich die Möglichkeit ergreife, könnte sich mir Erstaunliches offenbaren, z. B. dass ich für einen 20-Stunden-Job 5 Stunden im Auto sitze, also eigentlich 25 Stunden mit dem Job beschäftigt bin. Dass ich diese Situation gerne in Kauf nehme, da ich mich zuhause mit drei Kindergartenkindern, die mit mir spielen wollen, nicht auf die Arbeit konzentrieren kann.
Dass ich für das konzentrierte Arbeiten 5 Stunden Autofahrt in Kauf nehme und 5 Stunden pro Woche verliere, die ich mit den Dreien spielen könnte.
Ich kann jetzt bedauern, dass ich im home office meinen Kindern ausgesetzt bin.
Ich kann die Situationauch als Möglichkeit sehen, etwas in meinem Leben umzugestalten.
So könnte ich meinem Arbeitgeber vorschlagen, zwei Tage im Büro konzentriert zu arbeiten und drei Tage zuhause weniger konzentriert zu erleben, wie die Kindergartenkinder zu Schulkindern werden.
Und ich hätte dann noch vier Stunden mehr pro Woche, um mit den Kindern zu spielen.
Effektivität und Effizienz meinerArbeit müssen darunter nicht leiden, denn ein sehr konzentriertes Arbeitenist sowohl zuhause als auch auf der Arbeit auf 20 Minuten beschränkt. Mehr geht einfach nicht. Alles schön und gut. Aber so läuft das ja nicht. Der Arbeitgeber wird dem nie zustimmen. Warum sollte er auch? Der Arbeitgeber ist verpflichtet zur Lohnfortzahlung in den ersten 6 Wochen einer Arbeitsunfähigkeit. Deshalb haben Arbeitgeber ein großes Interesse daran, dass es ihren Mitarbeitern gut geht. Viele Arbeitgeber haben erkannt, dass eine strikteTrennung von Berufsleben und Familienleben dem Wohlbefinden nicht förderlich ist, wenn ich auf der Arbeit ein schlechtes Gewissen habe, dass ich mich zu wenig familiär einbringe und zuhause ein schlechtes Gewissenhabe, dass ich zu wenig für die Arbeit tue.
Life-work-Balance ist ein Schlagwort, das dies Problematik aufgreift. Viele Betriebe bieten über Betriebskindergärten, home-office-Arbeitsplätze und gleitende Arbeitszeiten Hilfsmittel an, um Beruf und Familie unter einen Hut bringen zu können - ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Eine große weltweite Studie der Firma google zeigt, dass Menschen, die so seien können wie sie sind, sich also nicht verstellen und verbiegen müssen, um zu gefallen, die besten Ergebnisse auf der Arbeit bieten. Der Präsentismus, das Gefühl aus Angst vor Arbeitsplatzverlust immer präsent seien zu müssen, verursacht Langzeiterkrankungen und hohe finanzielle Schäden für die Firmen.
Was hindert uns, Veränderungen neugierig und offen zu begegnen?
Hier zu eine kleine Geschichte aus dem Internet
Gibt es ein Lebennach der Geburt? Ein Zwillingspaar in der Gebärmutter
„Ja, ich denke schon,dass es das gibt. Unser Leben hier ist nur dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf dieses Lebennach der Geburtvorbereiten, vielleicht damit wir stark genug sind für das, was uns erwartet." „Ach was! Ich glaubenicht, dass es das wirklich gibt. Wie soll denn das überhaupt aussehen, so ein 'Leben nach der Geburt'?" „Na ja, das weiß ich auch nicht so genau. Aber es wird sicher heller als hier sein. Und vielleicht werden wir herumlaufen und werden mit dem Mund essen?" „So ein Unsinn! Herumlaufen, das geht doch gar nicht. Und mit dem Mund essen, so eine komische Idee! Und überhaupt: wozu gibt's denn die Nabelschnur?"
„Doch das geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders!"
„Woher willstdu das wissen? Es ist noch nie einer zurückgekommen von 'nach der Geburt'. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende, danach ist alles finster und vorbei."
„Auch wenn ich nicht genau weiß, wie das Leben nach der Geburtaussieht, jedenfalls werden wir dann unsere Mutter sehen und sie wird für uns sorgen."
„Mutter? Du glaubst an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?"
„Na hier, überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie können wir gar nicht sein."
„So ein Käse! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht."
„Doch. Manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt."
nach Henri J.M. Nouwen
Zunächst einmal eine unterschiedliche Situationsbeschreibung - aus zwei Perspektiven - in der Geschichte!
Vergangenheit und Zukunft
Vergangenheit trägt den Glanz des Glorifizierens.
Stolz ist ein Gefühl, das sich in die Vergangenheit richtet. Gute Erinnerungen an wunderschöne Urlaube helfen uns im Alltag. Bei Verlust von Erinnerungsstücken spüren wir den emotionalen Wert dieser Stücke und leiden sehr an dessen Verlust.
Die Zukunft hat oft etwas Bedrohliches, denn sie geht einher mit einer Veränderung, die uns unbekannt ist.
Selbst wenn wir uns darauf freuen, sind wir verunsichert, ob alles gut werden wird. Die Angst ist ein Gefühl, das in die Zukunft gerichtet ist und immer dann entsteht, wenn wir uns einer Situation nicht gewachsen fühlen. Dann hilft nur noch die Hoffnung, denn die stirbt ja bekanntlich zuletzt. Am Ende ist immer alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht zuende. Dies kann uns helfen, mit schwierigen Situationen umzugehen.
Ende gut alles gut.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude mit dem kleinen Text.
Ihr Dr. med. Wolfgang Vogell
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